Prof. Dr. Ralf Simon befasst sich seit Jahren mit Energiewirtschaft und -märkten. Der promovierte Chemiker studierte Maschinenbau sowie Informatik und lehrt an der TH Bingen. Seit vier Legislaturperioden berät er die Landesregierung von Rheinland-Pfalz in energiepolitischen Fragen.
Heute ist der Energie-Experte zu Gast auf dem TYCZKABlog und erklärt Weg und Herausforderungen von der Energiewende ins Post-Carbon-Zeitalter.
Müssten wir das Tempo zur Reduzierung des Klimagases Kohlendioxid nicht drastisch erhöhen, um den Klimawandel noch zu stoppen?
Ralf Simon: Die CO2-Reduzierung kommt bei der Stromerzeugung mittlerweile gut voran. Und eigentlich reden wir nur über Strom, wenn wir über die Energiewende diskutieren – genau das ist das Problem. Denn den Großteil der Energie benötigen wir zur Erzeugung von Wärme, und die lässt sich rein regenerativ und CO2-frei nicht ganz so einfach produzieren wie Elektrizität.
Wie lässt sich eine klimaschonende Wärmeerzeugung verwirklichen?
Simon: Wenn wir die Stromproduktion mit Wind und Sonne weiter ausbauen wie bisher, wird es oft viel zu viel Strom geben, den wir nicht verbrauchen. Der lässt sich in Batterien speichern oder weiter nutzen, das nennt sich Sektoren-Kopplung. Der einfachste Weg ist Power-to-Heat, also aus Strom Wärme zu erzeugen. Das machen viele jeden Morgen, wenn sie den Wasserkocher anstellen und sich mit heißem Wasser einen Kaffee oder Tee bereiten. Diese Technik ist bewährt und einfach. Um Wärme zu speichern brauchen wir aber große Warmwasserspeicher.
Welche Möglichkeiten gibt es noch?
Simon: Der Überschussstrom lässt sich auch in Wasserstoff umwandeln, der ebenfalls gut speicherbar ist. Die Elektrolyse spaltet mit Strom das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Das ist eine naturwissenschaftliche Gegebenheit, die ist seit mehr als 100 Jahren erforscht und hat sich im praktischen Einsatz mit Brennstoffzellen bewährt.
Hat denn das Post-Carbon-Zeitalter schon begonnen, also ein Leben ohne fossile Brennstoffe?
Simon: Sicher, denn bereits heute wird immer mehr erneuerbare Energie zur Strom- und Wärmeproduktion genutzt. Wir erleben einen gleitenden Übergang weg von fossilen Energien; es wird keinen harten Schnitt geben. Es sei denn, die Politik entscheidet sich für Verbote, was aber in keinster Weise zu erkennen ist. Wir werden noch recht lange mit fossilen Energien leben, auch mit Flüssiggas, bis intelligente Speichermöglichkeiten für den überschüssigen Windstrom zur Verfügung stehen.
Das heißt, wir müssen also doch noch nicht umdenken?
Simon: Auf jeden Fall! Wenn Sie eine Photovoltaikanlage auf dem Dach haben, ist es heute am wirtschaftlichsten, den selbst produzierten Strom im Haus zu verbrauchen. Überschüssigen Strom können Sie in Batterien speichern oder mit Verlust ins Netz einspeisen. Die Möglichkeit, Strom in einem Power-to-Heat-System als Wärme einzulagern, wird bisher noch viel zu wenig genutzt. Idealerweise müssten dann auch größere Warmwasserspeicher zum Einsatz kommen.
Wie muss man sich ein Leben ohne Erdöl, Gas und Kohle vorstellen?
Simon: Die Energieeffizienz-Vorgaben für Wohngebäude werden in Zukunft so weit verschärft, dass es in Neubaugebieten nicht mehr wirtschaftlich sein wird, ein Erdgasleitungsnetz zu vergraben. Altbauten werden anders zu versorgen sein, hier werden fossile Energien noch lange eine Rolle spielen. Vor allem im ländlichen Raum ist es sinnvoller, mit Flüssiggas betriebene Nahwärmenetze mit hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung aufzubauen. Die stellt die Wärmeversorgung sicher und erzeugt Strom.
Der weltweit steigende Energiebedarf – kann er allein mit erneuerbaren Energien gedeckt werden?
Simon: Global gesehen, gibt es auf der Erde ein Vielfaches mehr an erneuerbaren Energien, als wir jemals verbrauchen könnten. Das Problem ist nur, wie sich diese Energie verteilen lässt.
Schöne Grüße aus Bingen
Ihr
Prof. Dr. Ralf Simon
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